In den Medien wird viel über die Dämmung von Gebäuden diskutiert. Schnell kann man den Eindruck bekommen, dass Kosten und Nutzen in keiner Relation zueinander stehen - nicht nur im finanziellen Sinne. Dämmungen werden von Kritikern gern als umfassendes Übel dargestellt:
So seien sie nicht nur unrentabel, sondern würden zudem Schimmelbildung an den Wänden befördern und unsere Häuser zu allem Überfluss auch noch zu „Feuerfallen“ machen, da sie sehr leicht brennbar wären. Leider sind derartige Beiträge aber meist ebenso polemisch wie eindimensional. So beziehen sich kritische Beiträge so gut wie immer auf - schlecht ausgeführte - Wärmeverbundsysteme mit Polystyrol. Dass es noch viele andere Dämmstoffe und Typen von Dämmungen gibt, wird häufig ausgeblendet. So wird der Gebäudedämmung pauschal ein schlechtes, realitätsfernes Image verpasst.
Häufig wird Fassadendämmungen vorgeworfen, sie würden sich nicht rentieren, da sie nur eine Lebensdauer von um die 25 Jahren hätten. Gerade ein WDVS, das sich erst nach 15 bis 20 Jahren amortisiert hat, würde sich auf dieser Grundlage finanziell kaum lohnen. Tatsächlich halten WDVS deutlich länger; man kann von rund 40 Jahren ausgehen. Zudem ignoriert diese pauschale Kritik, dass es auch deutlich günstigere Lösungen wie die Kerndämmung gibt, deren Kosten durch die geringeren Heizkosten bereits nach 3 bis 5 Jahren ausgeglichen werden.
Ein weiterer beliebter Kritikpunkt bezieht sich auf die (angebliche) Brandgefahr von Fassadendämmungen. Tatsächlich haben Fassadenbrände an den jährlichen Gebäudebränden jedoch gerade einmal einen Anteil von 0,1 Prozent. Deutlich häufigere Ursachen sind beispielsweise Elektrizität (30 Prozent), menschliches Fehlverhalten (16 Prozent), Überhitzung (11 Prozent) oder Brandstiftung (10 Prozent). WDVS mit den üblichen Dämmstoffen (Styropor, Polystryrol-Hartschaum) werden als schwer entflammbar eingestuft.
In der Regel sollte eine Dämmung also erst zu brennen beginnen, wenn der Rest des Hauses bereits in Flammen steht. Zusätzlich gibt es viele alternative Brennstoffe, die überhaupt nicht brennbar sind, wie zum Beispiel Perlit, Schaumglas oder Steinwolle, deren Einsatz jedem Eigenheimbesitzer freisteht. Diese sind zwar in der Anschaffung teurer, erhöhen aber auch die Sicherheit. Zudem besteht bei einer Gebäudehöhe von mehr als 22 Metern die generelle Pflicht, nicht brennbare Materialien zu benutzen, da die meisten Feuerwehrleitern nur diese Höhe erreichen können.
Quelle: © Forum für sicheres Dämmen mit EPS / youtube.com
Und was ist mit der Schimmelbildung, die angeblich durch Wärmedämmung befördert werden soll? Tatsache ist: Nicht moderne, gedämmte Häuser haben die meisten Probleme mit Schimmel, sondern im Gegenteil ungedämmte Altbauten. Denn Schimmel bildet sich in erster Linie an kalten Wänden, an denen die Luftfeuchtigkeit kondensiert - eine gedämmte Wand ist jedoch nicht kalt. Eine ungedämmte Wand jedoch kann gerade im Winter stark auskühlen und damit die Schimmelbildung befördern.
Hat hingegen ein wärmegedämmtes Haus mit Schimmel zu kämpfen, so ist dies darauf zurückzuführen, dass das Haus nicht richtig „atmet“, also der nötige Luftwechsel nicht stattfinden kann. Diese Luftdichtigkeit ist nun aber, entgegen verbreiteter Vorurteile, nicht auf die Wärmedämmung zurückzuführen (Steinwände „atmen“ übrigens generell nicht, egal ob mit oder ohne Dämmung), sondern wird in erster Linie durch moderne Fenster und Türen verursacht, die ein Haus deutlich stärker abdichten.
Hier reicht in der Regel allerdings gründliches, regelmäßiges Lüften aus, um Schimmelbildung zu vermeiden. Eine gute Anleitung, wie man richtig lüftet, gibt es beispielsweise beim Umweltbundesamt. Alternativ bietet sich der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung an. Diese sorgt stetig für frische Luft, ohne dass allzu viel Wärme verloren geht. Aber nicht nur an den Wänden im Innenraum, auch außen auf der Fassade können Schimmel und Algen entstehen. Man spricht dabei von Grünbildung.
Teilweise verbreiten Medien die unsachgemäße Behauptung, dass WDVS-gedämmte Fassaden hier besonders anfällig seien. Tatsächlich wachsen Algen - die nebenbei bemerkt keine Gefahr sind, sondern lediglich ein optisches Ärgernis darstellen - in erster Linie auf Fassaden, auf denen häufig zu viel Wasser steht. Dies kann etwa bei verschatteten Fassaden, gern auf der Nordseite von Gebäuden, der Fall sein. Dabei spielt die Dämmung keine Rolle. Man könnte das Wasser auf einer ungedämmten Wand zwar von innen „wegheizen“, doch umweltfreundlich wäre dieses Vorgehen sicher nicht - und auch für den Geldbeutel eher kontraproduktiv.
Um Algenbewuchs vorzubeugen, bietet sich ein größerer Dachüberstand an. Dadurch wird die Fassade nicht nur besser vor Regen geschützt, auch Auskühlungseffekte, welche die Entstehung von Kondenswasser befördern, werden reduziert. Eine Alternative ist die Neubeschichtung der Fassade. Dadurch müssen sich die Algen erst neu ansiedeln, durch Zugabe von Bioziden kann die dafür benötigte Zeit verlängert werde. Diese Lösung ist allerdings umstritten. Eine weitere, prophylaktische Lösung: Dem Dämmstoff ausreichend Zeit zum Austrocknen geben, ehe verputzt wird. So ist eine zentrale Anlaufstelle für Mikroorganismen von vornherein versperrt.
Über die Umweltfreundlichkeit von Dämmungen wird ebenfalls debattiert. So war in der Vergangenheit ein schädliches Brandschutzmittel im Einsatz, das seit August 2015 allerdings verboten ist und durch ein weniger gefährliches Mittel ersetzt wurde. Zudem wird kritisiert, dass einige Dämmstoffe sich nur schwer recyceln lassen. Dies ist zwar prinzipiell korrekt, aber doch nur die halbe Wahrheit: Gerade weil sich moderne Dämmstoffe extrem langsam zersetzen, haben sie eine hohe Lebensdauer von 40 Jahren und mehr.
Derzeit ist also die Masse an Dämmungen noch in Gebrauch. Das Problem der Entsorgung wird sich eher in der ferneren Zukunft stellen, während die Forschung Zeit hat, neue Recyclingmethoden zu entwickeln. Und selbst wenn beispielsweise Polystyrol nicht recycelt wird, bietet die Verwertung in einer modernen Müllverbrennungsanlage zumindest die Möglichkeit, einen Teil der zur Herstellung aufgewendeten Energie zurückzugewinnen. Dank moderner Filtertechnik sollten keine Giftstoffe, die bei der Verbrennung möglicherweise frei werden, in die Umwelt gelangen.